In diesem Frühjahr war es soweit. Irgendwann im Februar diesen Jahres schlenderte ich mal wieder durch die Ausstellungshallen meines BMW- Händlers. Ich stand mit meinem Händler nun vor dieser K1200 LT.
Die Diskussion war die übliche Diskussion, wenn 2 oder mehr Personen vor diesem Fahrzeug innehalten. Meine Einwände und Sprüche: Irgendwie ist mir das Ding viel zu groß. Außerdem kann man das ja gar nicht halten bei 385 Kg Leergewicht. Weshalb kann man denn die Koffer gar nicht abnehmen ? Und außerdem finde ich die Heckansicht viel zu gewaltig und goldwingmäßig. So ein Ding kann man in Deutschland doch nicht gescheit fahren.
Mein Händler fing natürlich gleich an mit: Ist viel handlicher als es aussieht. Zieht erheblich besser als es aussieht und fährt sich kinderleicht.
Da ich bis dato eine K1100 LT fuhr, war ich natürlich potentielles Kaufklientel. Somit haben wir uns mal (nur so zum Spaß) auf eine Probefahrt geeinigt. Im nachhinein eine für mich recht teure Endscheidung.
Erst mal das dicke Ding aus dem Verkaufsraum gewuchtet. Tür zu schmal , zack, Spiegel abgefallen. Kein Problem, wieder draufgesteckt. ( Gut gemacht mit den Spiegeln). Dann starten: Geht nicht, ein Kunde hatte das Radio längere Zeit angelassen, Starthilfe musste her. Mein erster Eindruck: So ein Ding würde ich mir nie kaufen.
Dann draufgesetzt und ...ooops ist das bequem. Dann losgefahren und gleich rechtwinklig in den Straßenverkehr eingebogen. ...ooops wie kann sich ein solches Schiff derart leicht um solch eine spitze Kehre dirigieren lassen. Weiter ging es zur nächsten Ampel. Grün und Gas ...ooops für das Gewicht zieht das ja richtig gut an. Tja und so ging das dann weiter..ooops hier ooops da.
Auf der Landstraße überzeugte mich die Kiste mit überlegenen Überholmanövern, sowie erstklassigen Fahrwerkseigenschaften. Kaum ein Eintauchen beim Bremsen spürbar ( dank Telelever). Kurven-Gutmütigkeit erstklassig, selbst bei starken Abbremsmanövern in Schräglage verhält sich der Koloss einwandfrei. Radiohören ist ein ganz neues Erlebnis. Die geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeregelung ist super abgestimmt. Tempomat, na ja ein tolles Spielzeug, aber braucht man das wirklich ? Heizgriffe und Wetterschutz fast genial, allerdings kann ich auf der K1100LT besser mit offenem Visier fahren.
Nach 200 KM Probefahrt zurück beim Händler. Tolles Teil, was soll es kosten, wenn ich meine K1100 hier lasse. Naja irgendwie war das dann schon verlockend. Als ich auf die K1100LT aufstieg, bekam ich einen Schrecken über dieses kleine beengte Motorrad. Während der Fahrt fand ich die K1100 dann auf einmal lahm, schwammig und rappelig. Da war es klar: So eine 1200er ist eine oder zwei Klassen besser. Die musste nun her. Vorsicht also vor einer Probefahrt mit K 1200 LT.
Es hat dann noch 2 Wochen gedauert mit Freundin überzeugen, Geld zusammensuchen und mit meinem Händler verhandeln. Wir sind uns dann noch einig geworden, die 1100er konnte ich bei ihm für einen fairen Preis abgeben. Die K1200LT war dann die Vorführmaschine mit knapp 7000 KM auf der Uhr und 12 Monate alt. Ein paar Motorradstiefel konnte ich noch als Materialrabatt rausschlagen. Dann ging das los mit dem Garagenplatz. Die 1200er ist doch etwas breiter und ich durfte die R1100R und die beiden XS 650 ca. 5x im Kreis umparken bis ich die neue Parkordnung fertig hatte. Fazit: Geht doch !
Ich hatte 2 Jahre zuvor schon mal eine Sicherheitstraining mit der K1100LT absolviert. Meine bessere Hälfte und ich beschlossen bereits damals: So was machen wir noch mal mit. Somit hatten wir bereits den richtigen Vorsatz und gleich 2 Gründe nun noch mal dabei zu sein. 1. Der bevorstehende Urlaub in Frankreich 2. Ich hatte ein neues Motorrad.
Zunächst erst mal mehrere Freunde motiviert. Eine R1100RT ,eine Moto Guzzi Le Mans 850, eine R1100R, eine KTM 640 LC4 und meine K1200LT. Die Wetten waren klar: Die KTM macht alles spielend die K1200 fährt alle Pylonen um. Denkste: Mit beiden Motorrädern ließen sich alle Manöver durchführen. Ob das das Wenden auf der Straße oder das Kurvenfahren war. Die K1200 war dank ABS erheblich sicherer zu stoppen die KTM dafür natürlich leichter um die Pylonen zu bekommen.
Was mir bezüglich der K1200 LT auffiel: Man kann ja das Vorderrad nicht sehen, Schlussfolgerung daraus: Die Hütchen fährt man alle um. Ist natürlich Quatsch, da man sowieso vorrauschauend fahren soll. Da schaut man eh nicht aufs Vorderrad. Demzufolge ist die oft in Testberichten bemängelte fehlende Sicht aufs Vorderrad totaler Schwachsinn. Fazit: Auch mit einem solchen Dickschiff lässt sich ohne Probleme ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Es ist halt ein alltagstaugliches Motorrad. Die Guzzi und eine SR500 sowie eine R1200C waren haushoch unterlegen. Grund war entweder ein älteres Fahrwerkskonzept oder ( beim Cruiser) mangelnde Praxistauglichkeit und Handling. Die Guzzi zum Beispiel muss mit dem Stummellenker erheblich in die Kurven gezwungen werden, während die K 1200 mit dem Schubkarrenlenker regelrecht in die Kurven fällt. Die Cruiser fährt man besser geradeaus.
Was negativ auffiel: Die K 1200 LT bremst nur mit erheblichem Kraftaufwand wirklich gut. Bei relativ vollgetanktem Tank entweicht bei heftigen Bremsmanövern Sprit aus dem Überlauf und macht für die nachfolgenden Trainingsteilnehmer die Bremsbahn unnutzbar. Dieser Effekt trat übrigens nicht nur bei dem größten, sondern auch bei dem leichtesten Motorrad auf. Die KTM saute ebenso die Umwelt mit Spritresten zu.
Auf dem Weg nach Hause brachte ein Beschleunigungsvergleich noch zu Tage , dass die KTM tatsächlich mit der K1200 nicht mithalten konnte. Wer schon mal eine KTM 640 LC4 gefahren ist, den wird dies ziemlich wundern. Wir waren jedenfalls beide recht überrascht.
Bei der K1200LT handelt es sich ohne Zweifel um den deutschen Luxustourer überhaupt. Die Preislage ist schon fast unverschämt dafür ist die Ausstattung nahezu vollkommen. Da hat man schon so seine Erwartungen.
In Sachen Bequemlichkeit werden diese voll erfüllt. Die Sitzbank sucht ihresgleichen, dies gilt sowohl für den Fahrer als auch für den Sozius. Die Radioanlage lässt kaum Wünsche offen, ggf. kann man noch Kassette oder CD hören. Auf langen Strecken und Autobahnen möchte man den Verkehrsfunk nicht mehr missen. Ebenso findet man irgendwann den Tempomat wirklich hilfreich. Das gilt sowohl dann , wenn man die rechte Hand gerade mal zum Brille freimachen benötigt, als auch für lange Geraden auf Autobahnen und Landstraße. Hier wird das Fahren derartig stressfrei, dass man während der Fahrt Überlegungen anstellt sein Auto evtl. doch ersatzlos zu verkaufen.
Fahrwerk: Der eine oder Andere bemängelt beim Fahrwerk den mangelnden Fahrbahnkontakt. Dieser Effekt rührt zum einen vom Telelever Fahrwerk als auch zum anderen vom gummigelagerten Schubkarrenlenker her. Der Gummilagereffekt wurde schon immer bei der K1100LT bemängelt. Ich muss dazu sagen: Reine Gewöhnungssache. Nach kurzer Zeit spürt man die Fahrbahn auch mit dieser Fahrwerkskombination exakt, man ertastet sauber die Straße und die Fahrbahn. Niemand trauert heute noch dem direkten Fahrbahnfeeling eines VW Käfers hinterher, wenn er in einem modernen A6 sitzt. Die Fahrwerke werden immer besser und auch komfortabler, ich merke immer extrem den Unterschied wenn ich mit einer meiner Yamaha XS 650 fahre. Was hier noch Kult ist ( Vibrations und Urmoppedfeeling) nervt spätestens nach 100 Km wenn man eigentlich doch auf der K sitzen könnte. Dämpfung vorne ist optimal, hinten in 40 Stufen verstellbar. Wenn es hinten nicht optimal ist, so ist man selber schuld.
Schräglagenfreiheit: Man möchte meinen das man so was bei einem solchen Schiff nicht braucht. Falsch, nach einer gewissen Gewöhnungsphase kann man auch mit 385 Kg recht sportlich fahren. Tut man dies alleine reicht in der Regel die Schräglagenfreiheit aus. Ist ein Soziusfahrer an Bord, wird es fürchterlich. Der Hauptständer setzt derart frühzeitig auf, dass einem der Spaß am Kurvenfahren vergeht. Selbst leichte Kurven werden zur Schleiforgie. BMW hat ganz klar Mist gebaut. Schaut man sich den Hauptständer näher an, so stellt man fest, dass hier bis zu ca. 4cm Platz verschenkt wurden. Das muss doch nicht sein!
Bremsen: Hier hat BMW kein Tor gelandet. Der Druckpunkt ist schlecht und wandert. Der Kraftaufwand für eine Vollbremsung ist enorm. ( Dann gehts aber ). Die Bremsen sind bei normaler Dosierung irgendwie zu schwach, bei voller Beladung und einer abschüssigen Passstrecke kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Nach einer Einfahrzeit von ca. 6000 KM packten die Bremsen etwas besser, bei Neufahrzeugen kann man von einer Katastrophe sprechen. Hinzu kommt: Bereits bei KM 7100 quietschte die Hinterradbremse auf unmögliche Weise. Bei der 10.000er Durchsicht wurde die inzwischen fürchterlich quietschende Bremse bemängelt. Die Beläge wurden ausgetauscht, jetzt ist Ruhe. Der Kulanzantrag wurde abgelehnt !!!!!!!! Eine Frechheit bei einem Motorrad dieser Preisklasse erwarte ich einfach geräuschloses Bremsen wie bei jedem anderen Fahrzeug auch.. Das ABS ist serienmäßig on Board, hierauf möchte ich auch nie mehr verzichten. Gerade beim Motorrad bringt es wesentliche Vorteile. Das K1200 LT ABS arbeitet zuverlässig und fein regulierend. Hier hat BMW genug Erfahrung.
Motor: Ein Wunder. Bei diesem Gewicht und Katalysatortechnik kann man bei normaler Fahrweise auf eine Benzinverbrauch von ca. 4,8 Litern kommen. Ich finde das sensationell. Der Antritt des Aggregates ist toll und souverän in der Elaszität. Überholen ist eine lässige Übung, ähnlich wie mit einem Oberklasse-Wagen mir reichlich PS. Der Sound ist eher unauffällig, wenngleich etwas besser als bei den alten K-Reihen. Der Waschmaschinensound ist etwas gemindert.
Getriebe: Ganz klar BMW. Viel zu lange Schaltwege, ständiges Gänge knallen. Das bekommen die nie in den Griff. Für ein Motorrad in dieser Preislage und mit diesem Anspruch ist das einfach nur peinlich. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Ganganzeige häufig einen eingelegten 1. oder 2. Gang anzeigt, obwohl selbiger nicht eingelegt ist. Der erste Gang lässt sich im Stand häufig nur mit Zwischengas einlegen und anschließend knallt es ganz fürchterlich. Antwort der Werkstatt: Fehler bei Probefahrt nicht aufgetreten. Komischerweise kennt diesen Fehler jeder K1200LT Fahrer.
Antrieb: Kardan ist durch nichts zu ersetzen. Die Lastwecheselreakionen gehen gegen Null. Der Antrieb heult nicht mehr so und ist wartungsarm. Sollte man meinen. Ich hatte nach 9000KM Gesamtfahrleistung den Kardanantrieb undicht. BMW knüpfte mir zunächst die Reparaturkosten ab. Inzwischen ist der Antrieb nach weiteren 1000 Kilometern wieder ( oder immer noch ?) undicht. Ein neuer Werkstattermin steht also ins Haus. Die Kulanzabwicklung ist inzwischen auch eingetroffen die Kosten für die erfolglose Kardanabdichtung wurden übernommen.
Verkleidung: Besser geht's nimmer mehr. Verarbeitung sehr gut. Die Sicherheitsspiegel neigen zum klappern, wenn diese mehrfach abgenommen wurden. Hier müssen die Haltespangen einfach nur nachgebogen werden. Bislang habe ich eine Verkleidungsschraube verloren. Der Wetterschutz ist super, ich hätte nur gerne die höhere Scheibe. Die Koffer sind mit dem Schließmechanismus ohne Beispiel. Jeder Koffer fasst einen Helm. Das Topcase fasst 2 Helme. Integriert in das Topcase sind Schminkspiegel und Beleuchtung. Letztere erweist sich beim Campen abends immer als recht hilfreich. Der Knieschluss des Tankes kann nicht als solcher bezeichnet werden. Es gibt einfach keinen Knieschluss , fertig. Tankrucksack kann man vergessen, da keine Befestigungsmöglichkeiten und keine Radiobedienung mehr möglich. Es gibt von BMW eine Kartentasche in die aber keine Karte passt ( sehr witzig). Stauraum gibt's aber eh genug. Nachteilig ist die Verstauung des Bordwerkzeuges im linken Koffer. 1. Der Halter hierfür fällt nach kurzer Zeit ab ( ist geklebt ) 2. Eine Unterbringung unter der Sitzbank wäre schöner gewesen. Das elektrische Windshild ist ohne Tadel. Der beste Effekt sind die pfiffigen Plexiglasfinnen unter den Spiegeln. Ausgeklappt halten sie den Wind fern und vermitteln das Gefühle einer optimalen Vollverkleidung. Eingeklappt wird der Luftstrom exakt auf die Arme und Beine gelenkt. Der Effekt geht Richtung unverkleidetes Motorrad. Selten ein so einfaches und doch so effektives System gesehen, den Designern und Windkanaltechnikern hier ein großes Lob. Weiteres Highlight: Es steigt keine Motorwärme hoch, sodass eine Fahrt bei großer Hitze erträglich wird. Hier kann kaum ein anderes Motorrad mithalten. Noch ein Highlight: Die Sturzbügel. Ich habe es ( wen auch nicht freiwillig ) ausprobiert. Legt man das Moped versehentlich sachte hin, bleibt es auf dem Motorrammschutz und dem Kofferrammschutz liegen. Ist kein Stein oder ähnliches im Wege hat man gute Chancen ohne große Blessuren am Moped wegzukommen. Die schwarzen Rammschoner sind dann natürlich verkratz können aber für einen Gesamtpreis von ca. 36,- DM in 5 Minuten ausgetauscht werden. Ich war begeistert. ( Hat BMW hinzugelernt?) Leute mit Chrompaket werden sich natürlich weniger freuen. Hier sind mir die Preise aber nicht bekannt. Reinigung: Klasse Sache, Schwamm drüber abledern und fertig.
Räder/Reifen: Die Räder sind O.K und einigermaßen gut Sauberzuhalten. Leider ergaben sich bei mir Probleme mit der Felgenlackierung der Hinterradfelge. Die Reifen ( bei mir sind Bridgestone drauf) sind dem Maschinengewicht durchaus gewachsen. Ich jedenfalls komme damit gut zurecht. Eine Hinterradreifen hält bei mir ca. 6000 Km und ein Vorderrad ca. 7000-8000 KM.
Auszug aus dem BMW Gästebuch:
K 1200 LTBMW: Die Metzeler-Bereifung hat auf der K 1200 LT tendenziell eine längere Standzeit als die Bridgestone-Bereifung. Aussagen in Kilometern sind uns allerdings nicht möglich, da die Laufleistung immer von den individuellen Fahr- und Einsatzbedingungen abhängig ist. Ihren Aussagen bezüglich der Auslegung der beiden Reifen (Bridgestone eher "sportlich" orientiert, Metzeler eher für "kilometerfressen" auf der Autobahn) können wir von dieser Stelle aus nur zustimmen. In der Serienproduktion wird inzwischen überwiegend die Metzeler-Reifenpaarung verbaut, da der überwiegende Teil der Kunden einen Reifen wünscht, der sich durch möglichst hohe Laufleistung auszeichnet
Schnickschnack: Die Heizgriffe sind BMW gewohnt in 2 Stufen justierbar und machen ihren Job gut. Der Bordcomputer lügt beim Spritverbrauch und bei den Restkilometern. Tatsächliche kommt man mit weniger Sprit weiter als das Gerät anzeigt. Der Bedienknopf für den Computer kann man während der Fahrt nicht erreichen ohne den Gasgriff loszulassen. Hier hätte der Einbauplatz mit dem Anlasserknopf getauscht werden müssen. Der Tempomat ist eine Supersache. Da das eh keiner glaubt empfehle ich das einmal selber zu testen ! Leider gibts hier neuerdings bei meinem Motorrad Probleme: Nach einem kräftigen Regenschauer schaltet sich der Tempomat selstätig ein. Dies kann innerhalb von Ortschaften recht kritisch sein, wenn man in einer Fahrzeugkolonne fährt. Auf einmal gibt das Moped selber Gas, ob es nun ein Wasserschaden im Schalter ist oder der Tempomat tatsächlich kaputt ist muss sich noch zeigen. Die Gegensprechanlage ist sündhaft teuer. Da sie nun bei meinem Moped drin war habe ich mir für lächerliche 250 DM den Helmsatz hinzugekauft. Dann waren noch mal 100 Mark fürs Kabel zu berappen. Die Anlage selber kostet ja schon 900 DM. Wenn man nun noch den Sozius ausstattet wirds langsam unerträglich. Vorteil der Sache: Man kann über die Anlage auch das Radio hören. Nachteil: mangels Einstellungsmöglichkeit schaltet sich bei hohen Windgeräuschen das Mikro ein, und die Windgeräusche werden über das Headset wieder zum Ohr übertragen. Hörschäden und Stress sind die Folge ( aber was will man bei der Preislage auch erwarten ?). Bei der Version 2 der Sprechanlage soll das besser sein. Es ist übrigens möglich die Kenwood Funkey Funkgeräte anzuschließen um mit anderen Motorrädern zu kommunizieren. Leider taugen diese Sprechgurken nicht das meiste ! Außerdem muss man sich dann noch einen Schalter an den Lenker legen, hierfür baut man dann aber die komplette Frontverkleidung ab. Ächtz.
Elektrik: An diesem Gerät ist ja nun alles dran was irgendwie vorstellbar ist. Leider stellen sich dadurch auch eher Defekte ein. Allerdings hatte ich bislang Defekte, welche einem langjährigen Fahrzeughersteller eigentlich nicht passieren sollten. Zunächst Feuchtigkeitsdefekte in der Schaltereinheit des Tempomat. Dann nacheinander je ein defektes Relais beim Bremslicht und Tankwarnleuchte. Alles was auf dem Markt an Relais billig war wurde anscheinend eingekauft. Zum Tausch muss jeweils die Verkleidung ab, da diese unter dem Tank sitzen ( Das Topcase wurde mit einem Mikroschalter nachgerüstet, damit man nicht vergisst das Licht auszuschalten, viele haben da wohl ihre Batterie ruiniert. Da haben die Konstrukteure wohl noch nie in einen Kühlschrank geschaut, da geht doch das Licht auch aus wenn man die Tür zumacht oder? Na ja das Teil war zumindestens kostenlos erhältlich.
So angenehm das Fahren auf der Maschine auch ist, die Qualität des Fahrzeugs lässt einige Wünsche offen. Der Kardan war mehrfach undicht. Die Hinterradbremse quietschte. Der Tempomat schaltet sich selbstständig ein. Es gibt eine verzögerte Gasannahme beim Hochschalten. Die Schaltanzeige zeigt Gänge an, die nicht eingelegt sind. Nach längerer Standzeit qualmt sie blau beim Anlassen. Die linke Windabweiserfinne zerbröselt und fällt ab. Der Ausgleichsbehälter der Kupplungshydraulik ist undicht und verätzt den Deckel. Der Deckel des Radiofaches hat keinen Metallunterbau, den ich aber bei allen anderen K1200LT bislang gesehen habe. Der rechte Sturzbügel war stand 38. KW nicht mehr lieferbar. Das Bremslichtrelais fiel aus, dann das Tankleuchtenrelais. Der Hupenknopf klemmt und die Hinterradfelge verliert den Lack. Dann wäre da noch der defekte Lenkungsdämpfer und das abgesoffene Radio.
Und so sieht das aus wenn man mal an etwas ran muss:
Nachdem ich mit meiner 99er K1200lt zahlreiche Mängel hatte ( siehe Mängeltabelle) habe ich mir nun ein 2001er Modell gegönnt. BMW musste mir aufgrund des ganzen Theaters ein wenig bei der Inzahlungnahme entgegenkommen.
Was hat sich nun geändert ? Zunächst scheint es so, als wären am Montageband tatsächlich alle Teile verfügbar. Folgende Teile sind in das neue Motorrad integriert und fehlten bei meiner 99er: Unterfahrschutz, Versteifung der Radioklappe, Lichtschalter Topcase gegen versehentliches Lichtanlassen, Spritzschutz am Radiokasten damit dieser nicht im Regen absäuft.
Technische Neuerungen: Das neue Integral ABS
Weitere zusätzliche Spielereien ( Aufpreis ): Chrompaket, Gepäckbrücke mit Bremslicht, Hohe Scheibe, Softtouchsitzbank mit Sitzheizung.
Das neue Integral ABS ermöglicht es nun endlich das Motorrad mit normaler Handkraft gezielt abzubremsen. Bei der alten Version waren dazu erhebliche Handkräfte nötig und der Druckpunkt war sehr schwammig. Die Fußbremse ist von der Effektivität eher mit einem Anker zu vergleichen. Ein direkter Vergleich mit meiner alten Maschine bringt in mir die Frage hoch : Wie konntest Du mit diesen Bremsen überhaupt in die Alpen fahren?
Kurz und gut: Die neue Bremsanlage sucht in den Verzögerungswerten Ihresgleichen. Die Verzögerung ist enorm . Es bedarf beim Umstieg einer gewissen Gewöhnungsphase, dann aber ist mit der Dosierung sehr gut zurechtzukommen. Besonders die Fußbremse muss mit viel Gefühl betätigt werden. Dies hat man aber nach 200 KM gut raus und dann ist man klar im Vorteil. Das Sicherheitsgefühl ist einfach spitze, wenn man weiß wie viel Bremsreserven man noch hat. Für diese zusätzliche Sicherheit lohnt sich schon der Modellwechsel.
Beim rangieren und bei Fahrten auf abschüssigem Schottergelände bringt die Bremskraftverstärkung allerdings auch Nachteile. Jemand der das erstemal auf der Maschine sitzt und mit eingeschlagenem Lenker die Fußbremse betätigt liegt sehr schnell auf der Nase. Hier packt die Bremse brutal zu und ist man es nicht gewohnt wird man von der Kippbewegung überrascht. 385 Kg hält man dann nicht mehr. Selbst nach einiger Übung muss man sich der Bremskraft immer klar bewusst sein um sich nicht selber auszutricksen. Bei Fahrten auf Schotter ergibt sich das Problem, dass die Vorderradbremse mit der Fußbremse gekoppelt ist. Hierdurch besteht die Möglichkeit, dass bei Betätigung der Fußbremse im Schritttempo ( bergab auf Schotter) das Vorderrad blockiert. Hier ist Vorsicht geboten, normalerweise würde ja nur das Hinterrad blockieren, was aber unkritisch wäre.
Fazit: In der Praxis super Bremsanlage. Nur Schwächen beim Rangieren und Schritttempofahren. Ein klarer Pluspunkt zur alten Bremsanlage. Leider quietscht meine neue Bremse noch mehr als die alte, BMW verspricht Abhilfe.
Ich bin 184 cm groß und habe das hohe Windschild montiert. Dieses ist in der Grundstellung in etwa so hoch wie das niedrige Windschild in der höchsten Stellung. Wer also in der höchsten Stellung des normalen Windschildes nicht mehr über die Scheibe hinwegsehen kann, der sollte die Finger davon lassen. Wer jedoch bei der normalen Scheibe in hochgefahrener Stellung über die Scheibe hinwegsieht, der kann evtl. Vorteile durch die hohe Variante bekommen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ich die niedrige Scheibe fast immer in höchster Stellung gefahren habe. Somit bestand kaum eine Notwenigkeit diese tiefer einzustellen. Die hohe Scheibe fahre ich nun leicht hoch und erhalte dadurch himmlische Ruhe bei der Fahrt. Bei ganz hochgestellter hoher Scheibe ist sogar der Sozius ganz geschützt. Bei Regen jedoch ist der dann erforderliche Blick durch die nasse Scheibe nicht der Hit. Die Hohe Scheibe lässt sich wegen des hohen Winddrucks bei höheren Geschwindigkeiten nicht weiter hochstellen.
Ist sehr bequem, jedoch auch höher. Die Softtouchsitzbank ist auf der niedrigen Stufe höher als die normale Sitzbank in der hohen Stellung. Leute unter 180CM und/oder langen Beinen bekommen da leicht Schwierigkeiten. Man kippelt dann leicht beim Rangieren. Die stärkere Polsterung der Rückenlehne kann es erforderlich machen das Topcase eine Stufe nach hinten zu verschieben. Dadurch erhöht sich wieder der Abstand zwischen Fahrer und Sozius der durch das dicke Polster eingeengt wurde. Die Sitzheizung ist meiner Meinung nach absolut überflüssig. Ich musste sie leider im Paket mitkaufen. Im Moment ist eine Ziernaht nicht ok, da es sich um ein fast neues Moped handelt werde ich das wohl bemängeln. ( Obwohl es mich eigentlich nicht weiter stört)
Die LT verfügt über ein außergewöhnliches Soundsystem. Leider ist es etwas lästig ständig eine entsprechende Anzahl von Audiokassetten mit zu schleppen.
Hierfür ersann BMW die Lösung mit einem 6fach CD Wechsler. Dieser findet Platz in einem der beiden Koffer. Leider nimmt er somit einen gewaltigen Platz des Koffervolumens in Anspruch. Und wir kennen alle das Problem: Die CD die man gerade hören will ist natürlich gerade nicht unter den 6 die sich im Player befinden. Dazu muss man dann halt noch mal eine Reihe CD mitnehmen. Die wiederum engen den Platz im Koffer noch mehr ein.
Nur wie geht es besser ? Ganz einfach: Ich habe mir anstelle des CD Wechslers einen MP3 Player besorgt. Genau genommen eine MP3 Jukebox von der Firma Archos. Dieses Gerät beinhaltet eine 20GB Festplatte zur Aufnahme von Musiktiteln. Nun habe ich meine komplette Musiksammlung aufgespielt und diese jederzeit auf der Reise verfügbar. Das Gerät habe ich im Schminkspiegelfach des Topcase untergebracht, da es nur etwa Zigarettenschachtelmaße hat ist das kein Problem. Die Stromversorgung habe ich über den "Kabelkanal" im Topcasedeckel von der hinteren Steckdose gezogen. Der Anschluß an das Radio erfolgt über eine Adapterkassette. Entsprechende Netzteile Adapterkasette und Kabel gibt es als Zubehör bei Archos. www.archos.com
Was ist nun der Vorteil: Ich habe den Platz einer Zigarettenschachtel verbraucht, ich habe meine komplette Musiksammlung immer dabei. Das Gerät ist akkugepuffert und geht bei ausgeschalteter Zündung nicht sofort aus. Ich kann meine Musik als Walkman abends mit ins Hotel nehmen. Das Gerät kostet 330 gegenüber 950 DM für den CD Wechsler.
Was ist der Nachteil: Die Bedienung ist nicht so komfortabel, da eine Bedienung über das Radioteil nicht gegeben ist. Es lassen sich aber Musikprogramme erstellen, sodass man wenn man es wünscht auch bei längeren Fahrten keine Interpreten oder Platten neu wählen muss.
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